Blutegel Therapie

Kurzinfo:

Der therapeutische Effekt der Blutegeltherapie wie z.B. Entzündungshemmung, Immunsystem-Stimulierung und Entstauuung, wird primär durch die Sekrete ausgelöst, welche der Blutegel in die Biss-Stelle reinspritzt. Sekundär kommt noch die Wirkung durch den eintretenden Blutverlust hinzu.

 
Wirkungsmechanismen

Verminderung der venösen Stauungen

Die Wirkung der Blutegel geht weit über die lokale Blutentziehung und ihre entstauenden Effekte hinaus. Während des Saugens gibt der Blutegel Wirkstoffe ab, unter anderem gerinnungshemmendes Hirudin, Hyaluronidase, Apyrase, Kollagenase so wie entzündungshemmende und antiseptische Egline.


Medizinische Verwendung

Plastische und rekonstruktive Chirurgie

- Venöse Stauungen bei Replantation und freier Lappentransplantation
- Lymphstauungen bei Mamma Rekonstruktion
- Blutergüsse, Hämatome


 Traditionelle Anwendung

- Venöse Stauungen und Venenentzündung, Krampfadern
- Hämorrhoiden
- Angiopathie bei Diabetes Mellitus
- Arthrose
- Muskelverspannungen und Myalgie
- Verstauchungen und Zerrungen
- Tinnitus
- Kopfschmerzen
- Dysmenorrhee
- Furunkel, Karbunkel und Abzess
- Angina pectoris
- Apoplexie, Hirnschlag
- Herpes zoster, Gürtelrose
- Hypertonie


 Gegenanzeigen

- Angeborene und erworbene Blutgerinnungsstörungen, Antikoagulation
- Arterielle Insuffisenzen und arterielle Stauungen bei Lappentransplantation
- Bekannte Allergien gegen das Sekret des Blutegels
- Vorhandene Immunsupression

 
Pflege der Blutegel

Nach Erhalt der Lieferung müssen die Blutegel in ein gut verschliessbares Glas mit frischem Wasser, kalkarm oder Zusatz von Hirumin, gegeben werden. Wenn die Tiere länger als 48 Stunden gehalten werden, muss der Schraubdeckel mit Luftlöchern versehen werden, die maximal 1 mm Durchmesser haben. Um die Tiere nicht zu verletzen, ist darauf zu achten, dass die Löcher von innen nach aussen gestanzt werden. Die Egel sind sehr „wanderfreudig“ und können sich auch durch kleine Öffnungen zwängen. In solchen Gläsern können die Egel während mehrerer Wochen gehalten werden; das Wasser muss aber täglich gewechselt werden.

 
Durchführung der Therapie

Der Patient sollte im voraus gut über die Therapie informiert werden und unsere Patientenbroschüre gelesen haben. Kontraindikationen sollen ausgeschlossen werden. Eine Überprüfung des Hämoglobinwertes vor der Behandlung ist empfehlenswert, vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter. Drei Tage vor Beginn der Behandlung sollte der Patient keine Seifen und Kosmetika benützt haben.
 

Vor der Therapie

Der Patient wird sehr bequem gelagert, denn die Behandlung kann bis zu zwei Stunden dauern.

Die Blutegel können dem Transportbehälter mit Handschuhen entnommen und in das Schröpfglas gegeben werden. Die Tiere beissen besser, wenn eine Vasodilatation der zu behandelnden Stelle mit einem warmen feuchten Lappen erzeugt wurde. Die Bissstelle soll ausschliesslich mit warmem Wasser und Alep- oder Kernseife gereinigt werden. Darauf das Glas mit dem Egel ansetzen und warten, bis das Tier anbeisst. Es bleibt nach dem Biss während ca. 20 bis 60 Minuten haften, bis es sich mit Blut vollgesaugt hat. Danach fällt es von selber ab.


Nachsorge des Patienten

Nachdem die Egel abgefallen sind, wird der Patient mit einem losen, sehr dicken Verband versorgt. Die Dauer der Nachblutung beträgt im Schnitt 4 bis 24 Stunden. Sie ist ein Bestandteil der Therapie. Sie ist wichtig zur Wundreinigung und hat entstauenden Effekt.

Um einen regelmässigen Verbandwechsel sicherzustellen, sollte dem Patient genügend Verbandsmaterial mitgegeben werden.

Der Patient sollte für den Tag der Behandlung Ruhe einplanen und körperliche Betätigung vermeiden. Viel Trinken ist für die Unterstützung des Kreislaufes wichtig.

Ein Juckreiz der Wunde nach der Blutstillung ist nicht ungewöhnlich. Die Wunde darf nicht gekratzt werden, sondern soll gegebenenfalls mit juckreizstillender Salbe oder Gel eingerieben werden.

 
Entsorgung der Blutegel

Nach der Behandlung gibt man den Egel in eine Flasche mit Spiritus, oder man kann die Tiere tiefkühlen, um sie zu töten. Lebende Tiere dürfen auf keinen Fall das WC hinuntergespült werden. Sie können in der Kanalisation überleben und für ein überraschendes Wiedersehen sorgen. - Die Blutegel dürfen aus Umweltschutzgründen nicht in der Natur ausgesetzt werden, weil sich das Genmaterial der türkischen zu stark von den Schweizer Egeln unterscheidet. Das Einbringen von fremden Genmaterial in unsere heimische Tierwelt ist verboten.


Nebenwirkungen

Häufig auftretende Nebenwirkungen:

Lokale Reaktion: Schmerz bei Behandlungsbeginn, ca. 5 Minuten, vergleichbar mit einem Brennesselstich; Rötung/Verfärbung der Bissränder bis zu ca. 14 Tagen; Schwellungen, auch  verbunden mit lokalem Spannungsgefühl; Juckreiz für ca. 2-3 Tage, Kreislaufreaktionen, Hämatome um die Bissstellen, Lymphknotenschwellungen. Eine Narbenbildung ist möglich. Stärkere Nachblutungen. Entzündungen, häufig begleitet mit Juckreiz. Lokal begrenzte allergische Symptome

Gelegentlich oder selten auftretende Nebenwirkungen:

Übermässige oder verlängerte Nachblutung, bzw. transfusionsbedürftiger Blutverlust. Wundheilungsstörungen.  Wundinfektionen. Allergische Reaktionen. Starker Blutdruckabfall. Starke lokale Entzündungen. Entzündungen der Lymphbahnen. Arthropodenreaktion. Systemische Infektionen mit Sepsis.


Textquelle und Literatur:

- www.hirumed.ch
- Kähler Schweizer: Thérapie par les sangsues, 2008, Editions Jouvence
- Moser, Claudia und Karla: So hilft Ihnen die Blutegel-Therapie, 2002, Haug Verlag
- Müller Ingo W.: Blutegel-Therapie, 2000, Haug Verlag